
Reisebericht der Q12 (12.–22.09.2019)
Am 12. September war es endlich soweit und unsere große Reise konnte losgehen. Um 9 Uhr trafen wir uns am Nürnberger Flughafen und nachdem alle Koffer noch einmal nachgewogen und teilweise umsortiert wurden, ging es zum Check-In und anschließend durch die Sicherheitskontrolle – selbst unsere Heißklebepistolen durften nach einer Nachkontrolle mit an Bord. Um kurz nach 12 Uhr verließen wir letztendlich den deutschen Boden und landeten drei Stunden später in Istanbul. Dort hatten wir ein paar Stunden Zeit den neuen Flughafen zu erkunden. Obwohl Frau Heim und Johanna die Zeitverschiebung ganz vergessen hatten, saßen wir trotzdem alle um 19 Uhr im Flugzeug, das uns über Sansibar zum Kilimanjaro Flughafen brachte.
Als wir um 5 Uhr morgens am Flughafen landeten waren wir zwar total erschöpft, doch trotz aller Müdigkeit war die Freude unglaublich groß endlich in Tansania angekommen zu sein. Zumindest bis wir feststellten, dass uns noch drei Koffer fehlten. Am Lost&Found Schalter versuchten Kiara und Marie, deren Gepäckstücke fehlten, einer Angestellten des Flughafens mittels Händen und Füßen den Inhalt der fehlenden Koffer zu beschreiben. Nach verlängerter Aufenthaltszeit am Flughafen und der Auskunft, dass die fehlenden Koffer bis zum nächsten Tag nachgeflogen werden, machten wir uns auf den Weg nach Moshi zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Wochen. Angekommen im Rafiki Backpackers Hostel wurden wir herzlichst von Alfred – dem Hostelbesitzer und seinem Team begrüßt. Anschließend gab es eine mehrstündige Ruhepause, in der wir uns alle gemütlich in unseren Zimmer einrichteten und ein wenig Schlaf vom langen Flug nachholten.
Gegen Mittag versammelten wir uns alle noch halb verschlafen im Speise- und Kochbereich, denn es war Zeit für den Kochkurs. Gemeinsam mit den Köchinnen des Hostels bereitete unsere Gruppe Chapati eine außergewöhnlich leckere Guacamole und selbstgemachte Samosas vor. Nachdem wir den gesamten Nachmittag fleißig mit der Essensvorbereitung beschäftigt waren und über Tipps und Tricks der afrikanischen Küche informiert wurden, freuten wir uns alle umso mehr auf das köstliche Abendessen.
Am nächsten Tag machten wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf die Stadt Moshi zu besichtigen. Begleitet von einem Guide des Hostels gingen wir zu Fuß entlang der Hauptstraße Richtung Stadtzentrum. Dort angekommen stand uns erst einmal die große Aufgabe des Geldwechselns bevor, denn bis wir alle unsere ersten tansanischen Schilling in den Händen hielten verging gefühlt eine halbe Ewigkeit. Doch davon ließen wir uns die gute Laune nicht herunterziehen, denn das lange Warten wurde mit einem anschließenden Marktbesuch belohnt. In der neuerbauten Markthalle fand man von duftenden Gewürzen bis zu zahlreichen heimischen Obstsorten alles was das Herz begehrt. Anschließend gingen wir zum ehemaligen deutschen Bahnhof, der noch aus Kolonialzeiten stammt. Unsere Stadttour rundeten wir mit einem kalten Getränk in der „Coffee-Lounge“ ab, das sich jeder nach diesem ereignisreichen Tag verdient hatte.
Den Sonntag verbrachten wir damit, die letzten Planungen und Vorbereitungen für die nächsten zwei Wochen, die wir mit unseren Partnern dem Msamaria Street Children Center und der Arise Community School verbrachten, zu treffen. Vorzustellende Projekte und Unterrichtsstunden wurden nochmals besprochen und die Sachspenden sortiert und aufgeteilt. Am Nachmittag wurden wir ganz spontan von Alfred zu sich nach Hause eingeladen, um seine kleine Familie kennenzulernen, an seinem hauseigenen Pool zu entspannen und am Abend gemeinsam zu grillen – seine Gastfreundschaft wussten wir während unseres gesamten Aufenthaltes sehr zu schätzen.
Am nächsten Morgen startete unsere Projektwoche im Msamaria Street Children Centre. Die ganze Gruppe war sehr gespannt auf das bevorstehende Erlebnis und die einmaligen Erfahrung, die wir im Laufe der Woche sammeln würden. Als wir die Straße oder besser gesagt das ausgetrocknete Flussbett in Richtung Street Children Center entlang balancierten, hörten wir bereits die ersten Kinder spielen. Nachdem wir durch das gelbe Metalltor auf das Gelände gegangen waren, sprangen auch schon die ersten Kinder fröhlich auf uns zu. Kurz darauf kamen ebenfalls ein paar Angestellte und Mister Mapunda – der Gründer und Leiter des Waisenhauses – auf uns zu und begrüßten uns herzlich. Wir fühlten uns sofort wohl und gemeinsam gingen wir auf einen kleinen, überdachten Versammlungsplatz. Dort wurden wir nochmals von allen freudig in Empfang genommen und einige Kinder führten uns als Willkommensgruß einen einstudierten Tanz vor. Auch wir waren nicht unvorbereitet und präsentierten mehr oder weniger rhythmisch unseren umgedichteten Song „Together“ mit anschließender Tanzeinlage, bei der uns aber die Kinder glücklicherweise unterstützen. Damit wir die Kinder zuerst besser kennenlernen konnten, verbrachten wir den Rest des Tages ausschließlich mit Spielen, Basteln und Sport. In den darauffolgenden vier Tagen, die wir im Street Children Center verbrachten, führten wir unsere Projekte von Geographie und Kulturaustausch über Musik und Kunst bis hin zu Erste Hilfe und Aidsaufklärung meist sehr zufrieden durch. Gleichzeitig bekamen wir die tolle Gelegenheit in der „Preschool“ des Waisenhaus zu hospitieren und uns selbst mit unseren Ideen in den Unterricht einzubringen. Unseren letzten Tag im Msamaria Street Children Center nutzten wir ebenfalls produktiv. Am Vormittag wurden die letzten Projekte durchgeführt und die Streicharbeiten an Maismühle und Hühnerstall beendet, die wir zwei Tage zuvor begonnen hatten. Danach veranstalteten wir mit allen Kindern eine Sportolympiade, besonders beeindruckend fanden wir den Hüftschwung der Kinder mit welchem sie den Hula Hoop Reifen bestimmt einen ganzen Tag hätten kreisen lassen können. Doch am Abend mussten wir uns schließlich voneinander verabschieden – eine wirklich emotionale und herzergreifende Angelegenheit, denn die Kindern waren uns in den letzten Tagen ans Herz gewachsen und so flossen einige Tränen als wir bereits im Dunklen aus dem Tor des Waisenhaus traten und uns auf den Nachhauseweg machten.
An diesem Abend gingen wir alle früh ins Bett, nicht nur weil die Stimmung aufgrund des Abschiedes sowieso etwas bedrückt war, sondern auch weil am nächsten Morgen bereits um 5:30 Uhr unserer zweitägige Safari startete. Mit zwei Safariautos machten wir uns auf den Weg zum Tarangire Nationalpark. Schon am Eingang des Parks konnten wir unsere erste Bekanntschaft mit Affen machen, die sich im Klohäuschen frech in die Nebenkabine setzten. Je weiter wir in den Park fuhren, desto mehr Tiere konnten beobachtet werden: Elefanten, Zebras, Löwen, Antilopen, Nilpferde… Zum Mittagessen hielten wir an einem Picknick Platz mitten im Park und ein Teil der Gruppe hatte das Glück einen Leoparden beim Nickerchen zu bestaunen. Nach mehreren Stunden im Tarangire Park, ging es für uns weiter in Richtung Ngorongoro Nationalpark, wo wir die Nacht über auf einem Campingplatz mitten in der Wildnis zelteten – ein aufregendes und kaltes Erlebnis.
Als wir am frühen Sonntagmorgen schon vor Sonnenaufgang aufstanden, konnte unser zweiter Safari Tag beginnen. Mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung aufgrund zweier Schlafmützen, die ihren Wecker nicht gehört hatten, brachen wir um circa 6:30 Uhr auf. Bei Sonnenaufgang und einem angenehmen frischen Fahrtwind fuhren wir in den Ngorongoro Krater hinein.
Die einzigartige Vegetation, die vielen wilden Tiere und das leuchtende Morgenlicht erzeugten eine schon fast surreale Atmosphäre. Besonders faszinierend fanden wir die zwei Löwinnen, welche wir zum Abschluss der Safari noch hautnah erleben durften. Danach machten wir uns auf dem Heimweg zurück ins Hostel. Dank unserer tollen Fahrer kamen wir dort sicher und glücklich an.
Nach unserem erlebnisreichen Wochenende begann mit der neuen Woche unsere Zusammenarbeit mit der Arise Community School. Wir fuhren etwa eine Stunde mit dem Bus dorthin und wurden freundlich vom Schulleiter Frank empfangen. Während sich ein Teil dann das Programm der bevorstehenden Woche überlegte, spielten andere auf dem Sportplatz mit den Kindern Fußball. Die folgenden Tage liefen recht ähnlich ab: früh aufstehen, Erdnussbuttertoast mit Ei und Banane, eine Runde schlafen im Bus und dann den Tag über Projekte mit den Kindern.
Die Projekte waren zwar manchmal wegen der großen Gruppen recht anstrengend, machten aber dennoch Spaß, weil die Kinder mit viel Interesse dabei waren (besonders beim Sport hatten sie einfach mehr Ausdauer als wir). Der Donnerstag war dann auch schon der letzte Tag in der Schule. Am Nachmittag fand die Verabschiedung statt. Zuerst gab es ein gemeinsames Foto mit allen Kindern und dann ein riesiges Durcheinander, weil alle sich zum Abschied umarmen wollten (Probiert das gerne mal mit 200 Kindern aus!). Nachdem die letzte Umarmung verteilt und die letzte Hand geschüttelt war, stiegen wir alle erschöpft, aber zufrieden in den Bus.
Am Freitag machten wir mit den Bussen einen Ausflug zu einer Kaffeeplantage. Doch da es in der Nacht zuvor geregnet hatte, blieben wir bei der Auffahrt den Berg hinauf im Schlamm der aufgeweichten Straße stecken. Also hieß es laufen. Von der Kaffeeplantage aus machten wir zunächst eine Wanderung, bei der wir einen wunderschönen Blick in ein grünes Tal mit Maracujapflanzen und Avocadobäumen hatten und auf der wir sogar mehrere Chamäleons sahen. Die Tour führte uns dann zu einem riesigen brausenden Wasserfall, der uns wegen des Windes alle in kürzester Zeit durchnässte, so dass wir uns nicht lange dort aufhielten. Unser Rückweg führte uns zur Kaffeeplantage, wo wir erst einmal zu Mittag aßen. Danach wurde uns erklärt wie der Arabica Kaffee geerntet und verarbeitet wird. Wir pflückten selber Kaffeebohnen und halfen beim Mahlen, Stampfen und Rösten. Wir staunten nicht schlecht als, während einer in der Mitte des Kreises den Kaffee stampfte, alle Männer im Kreis begannen zu klatschen und zu singen.
Zu guter Letzt durften wir den Kaffee selber probieren. Aufgedreht fuhren wir zurück ins Hostel.
Den Samstag, unseren letzten Tag, nutzten wir um nochmal in Moshi einkaufen zu gehen.
Am Abend fanden wir uns alle in Alfreds Garten zusammen um ein letztes Mal gemeinsam zu essen. Ein letztes Mal sangen wir „Jambo“ und es gab eine herzliche Verabschiedung von Alfred, seiner Familie und dem gesamten Hostelpersonal.
Unsere wunderschöne Zeit in Afrika war nun wirklich zu Ende. Um zwei Uhr nachts stiegen wir wehmütig in den Bus zum Flughafen, viele mit einem Gedanken im Kopf: „Ich komme wieder!“
Martha Kriest, Viola Schmidt Q12